Womit hängt geistige Fitness im Alter zusammen?

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  • Artikel: 17.12.2019

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Bei Menschen im hohen Alter bestehen oft deutliche Unterschiede in der geistigen Leistungsfähigkeit. Warum das so ist, hat jetzt eine aktuelle Studie am Leibniz-Institut für Alternsforschung an der TU Dortmund (IfADo) untersucht. Eine wichtige Rolle spielen dabei unter anderem das Bildungsniveau, der IQ und die Bereitschaft, auch im Alter Neues zu lernen. Die Ergebnisse veröffentlichten die Forscher jetzt in der Fachzeitschrift „NeuroImage“.

An der neuen Studie nahmen insgesamt 246 Personen aus drei Altersgruppen teil: jüngere im Alter von 19 bis 33 Jahren, mittelalte im Alter von 40 bis 53 Jahren und ältere im Alter von 65 bis 88 Jahren. Die Probanden sollten drei Stroop-Test-Aufgaben mit steigendem Schwierigkeitsgrad bearbeiten. Bei diesem Test werden Farbbegriffe in der gleichen oder einer anderen Farbe präsentiert, zum Beispiel das Wort „rot“ in gelber Farbe. Bei der einfachsten Aufgabenstellung mussten die Probanden das Wort lesen, bei der mittelschweren Aufgabe sollten sie die Farbe des Worts benennen, ohne das Wort zu lesen – was deutlich schwieriger ist. In der schwierigsten Aufgabenbedingung mussten sie schnell zwischen Wortlesen und dem Benennen der Farbe wechseln. Dieser Test erfasst die Fähigkeit, störende Reize auszublenden und sich auf ein Ziel zu konzentrieren. Während der Aufgaben wurde zugleich die Gehirnaktivität mittels Elektroenzephalografie (EEG) aufgezeichnet.

Im Alter weiterhin Neues lernen

Wie erwartet war die Leistung der Probanden insgesamt geringer, je älter sie waren und je schwieriger die Aufgaben waren. Weiterhin beobachtete das Forscherteam um Patrick Gajewski vom IfADo, dass es innerhalb der Gruppe der Älteren sehr große Leistungsunterschiede gab. Dabei zeigte sich, dass die älteren Probanden mit den besten Leistungen eine signifikant höhere Bildung und einen höheren IQ hatten und im Alltag häufiger Fremdsprachen benutzten als ältere Teilnehmer, die schlechter abschnitten. Weiterhin hatte das Zusammenleben mit Partner oder Familie einen positiven Einfluss. Auch in der Hirnaktivität zeigte sich, dass die Älteren, die besonders gut abschneiden, auf eine gute kognitive Reserve zurückgreifen konnten.

Die Ergebnisse sprechen laut der Autoren für die „Theorie der kognitiven Reserve“. Demnach bildet sich im Lauf des Lebens durch Bildung und neue Herausforderungen ein leistungs- und anpassungsfähiges neuronales Netzwerk, das vor dem Abbau geistiger Fähigkeiten im Alter schützt.

Die beobachteten Unterschiede könnten zwar zum Teil genetische Ursachen haben. Dennoch rät Gajewski älter werdenden und älteren Personen, ihre geistige Fitness gezielt zu trainieren. „Wer im Alter geistig fit bleiben will, sollte rechtzeitig für seine kognitive Reserve Sorge tragen und Herausforderungen nicht aus dem Weg gehen, die das Gehirn trainieren“, so der Wissenschaftler. „Dazu gehört zum Beispiel Kopfrechen oder sich Einkaufslisten merken, genauso wie sich Routen auf der Karte einprägen, statt sich auf das Navi zu verlassen. Damit sollte man bereits in jungen Jahren starten. Allgemeinbildung ist auch ein ganz wichtiger Faktor.“ Auch Tanzen sei ein gutes Training, das das Gehirn vielseitig fordere, ebenso wie ein neues Musikinstrument oder eine neue Sprache zu lernen. „Das Gehirn braucht ebenso Training wie jeder Muskel“, betont IfADo-Forscher Gajewski. 

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Themen geistige Fitness, Alter, IQ, Bildung, kognitives Training

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