Forschern gelingt Heilung von Hepatitis-B-Infektion

Mehr zu den Themen Hepatitis B, Leberkrebs, T-Zellen, Immunsystem, Therapie, Heilung
  • Autor: 
  • Artikel: 14.06.2019

Anzeigen

Einem Forscherteam aus Deutschland ist es in einer Studie erstmals gelungen, eine chronische Hepatitis-B-Infektion vollständig zu heilen. Die Wissenschaftler aus München, Hamburg und Heidelberg konnten im Tiermodell zeigen, dass eine Therapie mit T-Zellen – einem Bestandteil des Immunsystems – das Virus vollständig unter Kontrolle bringen kann. Zuvor war es nicht zu möglich, eine Hepatitis-B-Infektion vollständig zu heilen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher jetzt in der Fachzeitschrift „The Journal of Clinical Investigation“.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden über 260 Millionen Menschen weltweit an einer chronischen Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV). Durch Impfungen können zwar Neuinfektionen mit dem Virus verhindert werden. Allerdings ist für Menschen, die sich – etwa bei ihrer Geburt – mit dem Virus angesteckt haben, eine Heilung bisher nicht möglich. Bei ihnen können Medikamente dazu beitragen, dass sich die Viren in den Leberzellen nicht weiter vermehren – sie können das Virus jedoch nicht eliminieren. Langfristig kann es zu Komplikationen wie Leberkrebs oder Leberzirrhose – bei der Lebergewebe in funktionsloses Bindegewebe umgewandelt wird – kommen.

Bisher ist bekannt, dass bei chronisch infizierten Patienten keine virusspezifischen T-Zellen vorhanden sind oder diese eine niedrige Aktivität aufweisen. Gelingt es einem Patienten jedoch, das Virus selbst unter Kontrolle zu bringen, ist eine starke T-Zell-Antwort messbar. „Damit liegt nahe, dieses Defizit durch spezifische T-Zellen auszugleichen“, sagt Karin Wisskirchen, Erstautorin der Studie und Wissenschaftlerin am Institut für Virologie des Helmholtz Zentrums München. Daher wurde eine Therapie mit T-Zellen entwickelt, die gezielt der Bekämpfung der Hepatitis-B-Infektion dienen soll.

Umprogrammierte T-Zellen bekämpfen Hepatitis-B-Virus

Die Forscher des Helmholtz Zentrums München und der Technischen Universität (TU) München gewannen nun in Zusammenarbeit mit Kollegen des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf und des Universitätsklinikums Heidelberg die genetische Information für HBV-spezifische T-Zellrezeptoren aus Patienten, bei denen die Infektion bereits ausgeheilt war. Diese Information kann dann im Labor in T-Zellen aus dem Blut von Patienten mit chronischer HBV-Infektion eingebracht werden. Auf diese Weise entstehen neue, aktive T-Zellen, die das Hepatitis-B-Virus oder durch das Virus entstandene Krebszellen bekämpfen.

Die so hergestellten T-Zellen waren in der Lage, mit HBV infizierte Zellen in der Zellkultur vollständig zu eliminieren. Anschließend wurden die Immunzellen an Mäusen getestet. Bereits durch die einmalige Gabe der künstlich modifizierten T-Zellen konnte das Virus in der Leber kontrolliert werden. Der experimentelle Arzneistoff Myrcludex B verhinderte anschließend, dass sich das HBV in gesunden Leberzellen wieder ausbreiten konnte. Dadurch konnte die Infektion ausheilen.

„Eine chronische Hepatitis B ist bislang nicht heilbar. Jetzt konnten wir zeigen, dass die neue Technologie der T-Zelltherapie eine ermutigende Lösung für die Behandlung der chronischen Infektion und den durch das HBV ausgelösten Leberkrebs darstellt“, erklärt Ulrike Protzer, Direktorin des Instituts für Virologie und Seniorautorin der Studie. In Zukunft wird das Institut weiter untersuchen, wie die Therapie bei einem möglichst breiten Patientenkreis angewendet werden kann. Dabei planen die Wissenschaftler auch eine klinische Studie zur Behandlung von Patienten mit durch HBV entstandenem Leberkrebs.

Quelle:

Themen Hepatitis B, Leberkrebs, T-Zellen, Immunsystem, Therapie, Heilung

Stellen Sie hier Ihre individuelle Gesundheitsfrage